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Geändert von ooonja (21.10.2010 um 11:46 Uhr)
Hallo!
Klar braucht man im späteren Berufsleben nicht überall sein komplettes Uniwissen. Aber ich finde, dass man in der öffentlichen und der KH-Apo noch das meiste anwenden kann. Na gut, nach gerade einer Woche im PJ kann man dazu wahrscheinlich auch noch nicht hundert pro was sagen. Mich reizt eigentlich auch das breite Spektrum und deswegen habe ich gar nicht das Bestreben, in die Industrie zu gehen oder zu promovieren.
Aber am besten soll jeder selbst für sich schauen, was ihm am besten gefällt.
Gruß
Kristina
Ich denke auch nicht, dass man sein Uniwissen für die Apotheke komplett vergessen kann. Man behandelt ja nicht nur Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Schon die knifflige Frage, ob man sein Medikament vor, zur oder nach der Mahlzeit nimmt und welche Zeitabstände das genau sind, ist knifflig genug, um viel Gelerntes anwenden zu können.
Was ich viel schlimmer finde, ist die ganze Bürokratie und Buchungswesen, dem die Apotheker ausgeliefert sind... von AMNOG und weiteren Damoklesschwerten, die über der Apothekenlandschaft hängen, mal ganz zu schweigen. Das verdirbt einem den ganzen schönen Beruf!
Ob man an der Uni "frei" ist, möchte ich mal stark in Frage stellen. Was nützt einem alle Freiheit, wenn z.b. das Institut kein Geld hat, seine Pläne auch zu verwirklichen? Außerdem wird es auch im pharmazeutischen Bereich vermutlich hauptsächlich befristete Stellen geben. Was dies praktisch bedeutet, ist ganz einfach: Druck, Überstunden und noch mehr Druck (vor allem im Sinne von Publikationsdruck) - um seinen Lebenslauf weiter aufzubessern und im Anschluss die nächste (natürlich wieder befristete) Stelle zu ergattern. Das ist das wahre Problem der Uni-Tätigkeit, nicht der schlechte Verdienst. Allerdings hat man es als Pharmazeut tatsächlich besser als viele andere - sollte es mit der Unikarriere, sprich Habilitation oder Professur, nicht klappen, steht schließlich immer noch die Arbeit in der Apotheke bereit! Und nach dem, was viele an der Uni erleben, sind sie dann womöglich sogar froh um so einen schönen, "langweiligen" Job.
Grundsätzlich muss eine Apo nun mal verkaufen, wenn sie leben will. Das kann man auf solide oder unsolide Weise machen und sich mit beiden Wegen gut oder schlecht fühlen, das ist sicher eine persönliche Sache.
Mein Problem mit dem Vollkaufmann ist, dass mich das Gesetz dazu verdonnert, aber kaum ein Vollkaufmann kann derart schlecht seine Zukunft kalkulieren. Die Kalkulation funktioniert immer solange, bis sich Herr Rösler oder seine Nachfolger mal wieder etwas neues einfallen lassen (was auch Apotheken betrifft), um das chronisch unterfinanzierte Gesundheitssystem (und nichts anderes ist es in Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten) ein Stückchen weiter leben zu lassen, wie es in seiner Grundform eben ist.
Es war ein sehr realistischer Traum und Harald Juhnke hatte Kuchen mitgebracht.
Also laut Definition ist ein Vollkaufmann eine Person, die alle Rechte und Pflichten eines Kaufmanns hat. Das ist ja schön und gut. Sicher gehört verkaufen mit zur öffentlichen Apotheke. Aber ich finde der Begriff verdeckt, dass es um mehr als nur verkaufen geht. Es geht um Beratung, um Empfehlung, Aufklärung, Wechselwirkungen ect. - und das ist für mich das, worauf es ankommt. Aber der Begriff Vollkaufmann suggeriert (zumindest mir), dass vor allem das verkaufen wichtig ist, egal ob der Patient das nun braucht oder nicht, ob es sinnvoll ist oder nicht.
Es kann sein, dass ich den Begriff einfach zu negativ interpretiere, aber für mich sind (sollten) Apotheker keine Vollkaufmänner sein - Kaufmänner müssen sie sein, aber eben keine Vollkaufmänner.
lg
Ja, das ist wohl wahr. Fände es auch traurig, als Apotheker immer nur auf den Profit schauen zu müssen, obwohl ich z.b. vielleicht genau weiß, dass ein anderes Medikament genauso gut ist, aber den Kunden viel weniger kosten würde.
Aber wahrscheinlich sieht man das auch ein bisschen unterschiedlich, je nachdem, ob man angestellter Apotheker/in oder selbst der Chef ist. Als Angestellter kann es mir zumindest bis zu einer gewissen Grenze egal sein, wie der Laden brummt, als Chef würde ich mir darüber wohl mehr Gedanken machen.
Dir macht also dieser mögliche Gewissenskonflikt Sorgen?
Das ist natürlich gut möglich. Und ja mir macht der Konflikt Sorgen. Gewisserweise ist der Konflikt auch ein Luxus, denn wenn es um die Existenz geht, hat man wahrscheinlich keine große Wahl. Ich habe ja die illusionäre Hoffnung, dass es die Leute merken, wenn man sie gut berät, ihnen auch günstige Alternativen aufzeigt oder ihnen auch von sinnlosen Dingen abrät. Aber das Ganze ist keineswegs "Realitätsgeprüft", sondern einfach nur eine Überlegungen.
Was mir gerade jetzt am Wochenende noch aufgefallen ist - Apotheker werden (leider) oft als Vollkaufmänner = Verkäufer angesehen, die sich mit Verkaufen eine goldene Nase verdienen :@. Wenn man dann versucht aufzuklären, dass Apotheker mehr machen, als irgendwelche "Waren" zu verkaufen, erntet man vor allem Unverständnis und Spott - nach dem Motto: Beratung brauche ich sowieso nicht und meine Medikamente kaufe ich eh im Internet.
Hallo Zusammen!
Der "Vollkaufmann" ist in dieser Form auch eher als juristischer Begriff gedacht. Eine Apotheke kann man nur als "eingetragener Kaufmann/bzw. Kauffrau" betreiben (oder als OHG=offene Handelsgesellschaft), mit den damit verbundenen Pflichten als Kaufmann (z.B. Haftung, Buchführung, etc.). Das bezieht sich also nicht auf die Tätigkeit als Pharmazeut in der Apotheke und auf Teufel komm raus verkaufen sondern eben auf den kaufmännischen Teil.
In der Apothekenbetriebsordnung ist auch festgelegt, daß man als Apotheker eben NICHT bestimmte Firmen grundsätzlich bevorzugen darf oder das irgendwelche Abmachungen getroffen werden, die den Verkauf bestimmter Produkte bevorzugen. Tja, daß die Praxis anders aussieht ist leider auch wahr und die Vergütung der Apotheke ist nunmal auch direkt an den Verkauf gekoppelt.
Aber in den guten, fortschrittlichen Apotheken wird kein Angestellter gezwungen werden, den Kunden etwas aufzuschwatzen, sondern er kann auf jeden individuell einzugehen und ihn gemäß seines Beratungsbedarfs informieren. Also keine Angst ! Das Schöne ist ja, die Kunden spüren eine ehrliche Beratung (bei der man auch mal von etwas abrät!!) und kommen so gerne wieder! Womit man wieder mehr Umsatz macht...
LG, Sabine